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Month: Dezember 2015

RZ 2, „Blumen aus Stein“

RZ 2, „Blumen aus Stein“

Für alle Interessierten: Das hier ist der Anfang von Band 2.

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Nebel hing über der Stadt.
Er stieg vom Fluss auf, sammelte sich unter den Bäumen, zog in Schwaden über die nassen Straßen. Die ganze Stadt war ein Meer aus Nebel, aus dem nur der Krallenberg herausragte. Die gewaltige Burganlage Thorandon leuchtete im Licht der aufgehenden Sonne, aber in der Stadt war es grau, nass und kalt.
Die Musikanten betraten Arithia durch das Osttor. Eine Meile vor der Stadt war ihnen ein Rad am Karren gebrochen, und sie hatten Pferd und Wagen bei einem Schmied untergestellt und den Rest des Weges zu Fuß zurückgelegt. Sie waren ans Wandern gewöhnt und hatten sich in ihre dicken Umhänge gehüllt, aber ihre Beine schmerzten vom Marsch durch Schneematsch und Schlamm, und die Kälte kroch selbst durch die dickste Wolle. Korred war auf einer Eispfütze ausgerutscht, hatte sich den Knöchel verstaucht und murmelte bei jedem Schritt einen Fluch. Taornagh hustete. Sie froren, waren müde und hungrig, und es schien Ewigkeiten zu dauern, bis in einer der nebelverhangenen dunklen Straßen endlich das Gasthausschild der Brücke vor ihnen auftauchte. Shôr stieß die Tür auf, und sie traten ein.
Der Schankraum war noch dunkel und kalt, das Feuer im Kamin erloschen. Eimer und Aschekratzer standen bereit, und aus der Küche drangen Geräusche und der Duft von frischem beraj. Es war Korreds Aufgabe, nach Essen und Unterkunft zu fragen, aber er ließ sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf eine Bank sinken und schloss die Augen. Pflichtbewusst machte Shôr sich auf den Weg in die Küche und kam beinahe sofort mit vier Bechern zurück. Meril, der Wirt, folgte ihm mit einer Kanne beraj. „Willkommen, willkommen! Bei den Göttern, ihr seht aber müde aus! Trinkt, wärmt euch auf! Ich lasse sofort euren Schlafraum herrichten, dann könnt ihr euch ausruhen.”
„Danke”, sagte Qedi. „Ist niemand außer uns hier?”
„Doch, doch”, sagte Meril, während er die Kanne auf den sauber gescheuerten Holztisch stellte. „Aber sie schlafen alle noch. Prinz Gordian hatte gestern Geburtstag und hat die ganze Nacht hindurch gefeiert.”
„Er hat sich Zunftmusikanten ins Haus geholt? Ich wusste nicht, dass er etwas für Musik übrig hat.”
„Für Musik? Hah! Kein Stück. Aber für Pferderennen in der Stadt. Vom Weißen Baum zum Osttor und wieder zurück, hin und zurück, hin und zurück, die ganze Nacht durch. Und ratet mal, vor der Tür welches Gasthauses seine betrunkenen Freunde standen, um ihn anzufeuern.”
„Götter”, sagte Taornagh. „So etwas lässt der König ihm durchgehen?”
„Wahrscheinlich nicht, aber das hilft uns auch nicht. Wenn einer von uns Händlern sich im Rat beschwert und der Prinz herausfindet, wer es war, kann derjenige froh sein, wenn ihm anschließend nur das Haus angezündet wird.” Meril machte ein finsteres Gesicht, dann zuckte er die Achseln. „Kann man nichts machen. Also haben alle nur abgewartet, bis es endlich vorbei war.”
„Wenn die Zunft sich beschwert, wird der König zuhören”, sagte Qedi. „Ich könnte mit Cethin reden.”
„Was, wegen einer lauten Nacht? Nee, lass mal. Wir haben es ja alle knapp überlebt. Was wollt ihr essen? Ich hätte Haferbrei und Bier …”
„Ich möchte nur schlafen”, murmelte Korred. „Und einen Essigumschlag für meinen Knöchel, wenn’s geht.”
„Angeschlagen? Ich bring dir was hoch. Zweiter Raum links, wie immer. Nehmt euch den Krug mit hoch, ich füll ihn euch auf.”
„Danke.” Das war es, was Qedi an der Brücke mochte. Sie war einer der ältesten Treffpunkte der Zunft und der erste Ort, den die Musikanten ansteuerten, sobald sie in die Hauptstadt kamen. Und Meril, ein freundlicher, schnauzbärtiger Ryondari, gab sich seit zwanzig Jahren die größte Mühe, um das Haus zu einem Zuhause für die rastlos Wandernden zu machen. Und wenn er es auch nicht nur aus reiner Herzensgüte tat, sondern auch aus klugem Geschäftssinn, konnte man ihm daraus keinen Vorwurf machen.
Sie erklommen die steile Treppe und betraten ihren Schlafraum, eine mittelgroße Kammer mit vier Betten, zwei Waschtischen und vier Schemeln am Kamin, in dem ein Feuer brannte. An den weißgekalkten Mauern hingen getrocknete Blumenkränze. Bei schönem Wetter konnte man vom Fenster aus den Hafen und ein paar Türme der Burg sehen; jetzt sah man nur Nebel. Es war warm und gemütlich, und sie machten es sich bequem. Shôr half Korred, die Stiefel auszuziehen, und sie stellten fest, dass der Knöchel blau und rot verfärbt und dick geschwollen war.
„Damit beibst du ein paar Tage hier, das ist klar”, sagte Taornagh.
„Ist mir recht. Aber wenn wir den Wagen holen -”
„Das kann einer von Merils Jungs machen. Mit dem Fuß kommst du jedenfalls morgen in keinen Stiefel mehr rein.”
Als Meril die Essigumschläge brachte, stimmte er zu. „Ich schicke meine Jungs los. Ist gar keine Frage.”
Er wickelte die Umschläge um den Knöchel und legte noch ein Holzscheit aufs Feuer. Als er sich aufrichtete und zur Tür wandte, zögerte er, dann drehte er sich wieder um. „Sag, Qedi … diese Sache mit Iunis, stimmt die? Alle sagen, du hättest versucht, hinzufahren, und wärst beinahe ertrunken. Ist das wahr?”
Diese Frage war Qedi nun den ganzen Winter über bei jedem Treffen mit Zunftmusikanten gestellt worden. Wahrscheinlich würde sie ihr nie wieder ausweichen können. Sie seufzte tief. „Ja, es stimmt.”
„Und es war der Fluch, oder?”
„Meril”, sagte Qedi müde. „Ich muss das wahrscheinlich heute abend nochmal erzählen, wenn ich runterkomme. Kannst du mit deinen Fragen so lange warten? Ich möchte jetzt wirklich gerne schlafen.”
„Oh”, sagte er, „ja, natürlich. Tut mir leid. Es ist nur – ich wollte sagen, ich bin froh, dass du es geschafft hast. Schlaf! Ich kümmere mich ums Essen.”
Er zog sich zurück. Die Musikanten, die die halbe Nacht hindurch marschiert waren, kippten in ihre Betten und schliefen rasch ein.

Am Abend erwachten sie ausgeruht und in besserer Laune. Merils Tochter brachte ihnen frische Kleider aus dem ständigen Vorrat des Hauses. Die Musikanten wuschen sich und zogen sich um. Die verdreckten Kleider warfen sie in einen bereitstehenden Korb. Dann gingen sie hinunter in die Gaststube.
Musik und laute Stimmen empfingen sie. Mindestens dreißig Musikanten, lauter alte Bekannte, saßen an den zu einer langen Tafel zusammengeschobenen Tischen beim Essen. Auf der Bühne am Ende des großen Raumes saßen drei Frauen und fiedelten ein freches Straßenlied aus Cardan-Adela, und einige der in der Nähe sitzenden Zuhörer sangen lauthals mit. Es war beinahe so gemütlich und vertraut wie in Caint und ähnelte mehr einem Familientreffen als einer Zusammenkunft von Reisenden, aber als Qedi und ihre Gefährten eintraten, senkte sich plötzlich Schweigen über den Raum, und die Musik erstarb. Alle starrten sie an.
„Japp”, sagte Qedi in die Stille hinein, „ich freue mich auch, euch zu sehen. Meril, können wir etwas zu essen bekommen?”
„Sicher”, sagte Meril von der Küchentür her. „Es gibt Schmorbraten und Klöße. Bier?”
„Bier. Und das Buch.”
„Aye.”
Sie setzten sich an eine freie Stelle des langen Tisches. Ihre Sitznachbarn rückten nicht weg, aber das Schweigen fühlte sich unangenehm an. Alle schienen zu warten, aber Qedi hatte nicht die geringste Lust, es ihnen leicht zu machen.
Merils Tochter stellte Bier und Kräuterbrot vor sie hin, huschte weg und kam mit dem schweren Zunftbuch zurück, das sie vor Korred auf den Tisch legte. Korred legte die Hand auf das Buch, öffnete es jedoch noch nicht. Er nahm einen tiefen Zug aus dem Humpen, stellte ihn wieder ab und wischte sich Schaum aus dem Bart. „Also?”, sagte er in die Runde.
„Also”, sagte Baitan. „Wir würden gern eine Geschichte hören. Über Flüche und glückliche Zufälle.”
„So eine Geschichte gibt es nicht”, sagte Qedi. „Was ist los mit euch? Ich hatte eigentlich gedacht, ihr würdet euch freuen, dass ich nicht tot bin. Alle außer Ethian natürlich.”
„Ethian ist nicht hier”, sagte Addas, eine alte Lautenspielerin. „Und wir sind außer uns vor Freude, dass du noch lebst. Wir möchten nur gerne wissen, was da passiert ist. Damit wir wissen, was wir sagen sollen, wenn draußen Gerüchte laut werden, dass du nur deshalb überlebt hast, weil du eine Wasserhexe bist.”
„Eine Wasserhexe!” Qedi verschluckte sich fast an ihrem Bier. „Wenn ich eine wäre, hätte ich sicher nicht so viel Salzwasser auskotzen müssen. Wer erzählt so einen Mist?”
„Niemand erzählt ein Gerücht, das weißt du doch”, sagte Addas. „Es ist einfach plötzlich da, und keiner weiß, wer es zuerst in die Welt gesetzt hat. Und manchmal ist es sogar wahr. Also?”
„Dieses Gerücht ist jedenfalls nicht wahr. Ich bin keine Wasserhexe.” Sie trank einen Schluck Bier. Meril und seine Tochter brachten Schüsseln mit Fleisch, Klößen, Bohnen und Sauce und stellten sie auf den Tisch. Das Mädchen verschwand wieder in der Küche, aber Meril blieb neben dem Tisch stehen und wischte sich die Finger an der Schürze ab. Qedi blickte sich im Kreis ihrer Zuhörer um und mochte es überhaupt nicht, wie sie sie ansahen. Das war zu erwarten – sie mochte ja auch die Geschichte nicht, die sie ihnen erzählen musste.
„Wir sind nach Tair Fi gegangen, und ich habe versucht, ein Schiff zu finden, das mich nach Iunis bringen würde. Es gab keins. Alle Schiffsführer hatten Angst. Schließlich war dann doch ein ryondrischer Fischer bereit, mich hinüberzufahren, und nahm dafür einen so hohen Preis, dass ich den halben Hafen dafür hätte kaufen können. Danach forderte er denselben Preis für Shôr, und weil wir nichts mehr hatten, blieb Shôr mit Taornagh und Korred in Tair Fi, und ich fuhr allein mit dem Fischer los.”
Dies war der Moment, in dem eigentlich ein Flut von Fragen und Vorwürfen über sie hätte hereinbrechen müssen. Doch ihre Zuhörer waren Zunftmusikanten, die gelernt hatten, zunächst mal jede Geschichte bis zum Ende anzuhören, bevor sie sie auseinandernahmen. Sie blieben still, aber Qedi sah ihnen an, dass es sie grade zerriss. Selbst Baitan, die im allgemeinen auf ihrer Seite stand, biss sich auf die Lippen.
Qedi, wie konntest du nur so unvorsichtig sein?! Was hast du dir dabei gedacht?
Und sie hatten ja recht. Wenn Qedi an jene unselige Reise zurückdachte, hatte sie das Gefühl, besessen gewesen zu sein. Sie hatte jede Form von gesundem Menschenverstand über Bord geworfen, alle Warnungen in den Wind geschlagen, all ihre Gedanken auf das einzige Ziel gerichtet, Iunis zu erreichen. Gegen die Warnungen ihrer Gefährten, aller anderen Musikanten und der Aedan. Und ungeachtet der Warnungen durch diejenigen, die schon gestorben waren.
Deshalb sagte sie: „Ja, ich weiß, ich war himmelschreiend unvorsichtig. Und es hat sich ja auch gerächt. Auf halber Strecke versuchte er mich umzubringen. Er schlug mir das Ruder über den Schädel und warf mich über Bord. Ich bin nur deshalb noch am Leben, weil mich eine Strömung auf eine Sandbank getrieben haben muss. Leute aus Feyri entdeckten mich und brachten mich an Land, und der Statthalter schickte mich mit dem nächsten Schiff zurück nach Tair Fi. Und jetzt könnt ihr über mich herfallen. Korred, gib mir doch bitte die Bohnen.”
„Du bist irre”, sagte Addas. „Das ist dir doch hoffentlich klar.”
Qedi schnitt sich eine Scheibe Fleisch vom Braten. „Mhm.”
„Nimm dir das Randstück, das ist am besten”, sagte Meril, die Hände tief in den Taschen seiner Schürze. „Wisst ihr, was ich nicht verstehe? Alle reden immer von einem Fluch. Aber dann hätte ich etwas – hm – Gewaltigeres erwartet. Eine Flutwelle. Einen Sturm. Etwas in der Art. Nicht einen Fischer, der dir mit dem Ruder eins überzieht. Das klingt, als hätte er einfach nur dein Geld haben wollen.”
„Wie war sein Name?”, fragte Baitan.
„Malur.”
„Hast du ihn in Tair Fi bei der Stadtwache angezeigt?”
„Habe ich. Aber so, wie niemand ein Schiff namens Sturmbezwingerin kannte, hatte auch noch nie jemand etwas von einem Fischer namens Malur gehört. Nicht einmal die Männer, die danebenstanden und zuhörten, als ich mit ihm über den Preis verhandelt habe.”
Sturmbezwingerin …?”
„Unwichtig. Jedenfalls ist Malur nicht nach Tair Fi zurückgefahren. Und wahrscheinlich ist er nicht einmal ein Fischer.”
„Kann es nicht ganz anders gewesen sein?”, fragte Meichad, ein Mitglied von Addas’ Truppe. „Vielleicht hast du nicht richtig hingesehen, und es war nicht gar das Ruder, das dich am Kopf getroffen hat,  sondern der Segelbaum. War es Tag oder Nacht?”
„Abend. Und ich habe sehr genau gesehen, was mich getroffen hat.”
„Vielleicht ist er einfach ausgerutscht und hat dich versehentlich getroffen.”
„Mhm. Und unmittelbar bevor er versehentlich ausgerutscht ist, sagte er: So, das ist jetzt wohl weit genug.”
„Es kann trotzdem ein Unfall -”
„Meichad, wenn du mir ins Gesicht sagen willst, dass du mir nicht glaubst -”
„Wie sah er aus?”, unterbrach Baitan.
„Was? Oh – das kann ich euch zeigen.” Qedi blickte sich um, und eine der Frauen, die vorhin musiziert hatten, deutete den Blick richtig und reichte ihr eine kleine Handharfe. Qedi nahm sie, strich rasch über die Saiten und konzentrierte sich. Ein Hauch von Nebel wehte aus den Saiten über den Tisch und formte sich zu einem kleinen Abbild des ryondrischen Fischers. Brauner Kittel, graue Hose, braune Haare, ein kantiges Kinn, ein Allerweltsgesicht. Die Musikanten schauten es sich genau an; niemand sprach.
„Kennt ihn vielleicht einer von euch?”
Ratlose Blicke, Kopfschütteln. Dann wischte Baitan das Bild mit einer Handbewegung weg und sagte: „Das ist also jetzt unser Fluch. Iunische Musikanten stürzen in Abgründe und sterben am Fieber, und wer nach Iunis fragt, wird von einem Wort der Macht zerrissen oder bekommt ein Ruder über den Schädel. Wisst ihr, was wir alle vergessen hatten? Flüche kommen nicht aus dem Nichts. Sie werden von Menschen gesprochen.”
Es wurde ganz still im Raum. Selbst Korred und Shôr hörten auf, Bohnen in sich hineinzuschaufeln. In der Küche klapperte Merils Tochter mit den Töpfen. „Was willst du damit sagen?”, fragte Addas scharf.
„Genau das”, sagte Baitan. „Nicht mehr und nicht weniger. Meril, kann ich noch Bier haben?”
„Sicher.” Der Wirt brachte ihr noch einen Humpen und verzog sich dann in die Küche. Sein Bedarf an Neuigkeiten war offenbar gedeckt. Den Musikanten schien es ähnlich zu ergehen. Einige begann leise miteinander zu reden, andere aßen schweigend und gingen dann fort. Qedi und ihre Gefährten widmeten sich ihrem Essen, aber keiner von ihnen hatte mehr Appetit. Baitans Worte waren ganz schlicht gewesen, aber sie zogen eine dunkle Wolke hinter sich her.
Wer hat uns verflucht? Und warum?
Und wer von uns wird noch wegen Iunis sterben?

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Recherche macht Spaß

Recherche macht Spaß

Frage: Wie lange braucht man, um in Ryondar von Punkt A zu Punkt B zu kommen?
 
Alles kein Problem. Man muss nur herausfinden, wie groß das Land ist und wie schnell man als durchschnittliche Reitergruppe oder zu Fuß bei welchem Wetter und in welchem Gelände durchkommt.
 
Dazu braucht man a) Photoshop, b) eine Landkarte, c) einen Maßstab, d) ein schlaues Internet, e) Google Maps und f) die Entfernungen, die man schon 1996 festgelegt hat.
 
Als erstes stelle man fest, dass die 1996 festgelegten Entfernungen völliger Schwachsinn sind, wenn das Land ungefähr so groß wie Wales sein soll (450 km, wenn Wales gerade mal 300 km von Nord nach Süd misst?? HÄ? Ich wusste ja, dass ich schlecht in Mathe bin, aber SO schlecht…?)
Also wühle man als nächstes in uralten, vergilbten Unterlagen rum und stelle fest, dass man irgendwann später beschlossen hat, das Land doch doppelt so groß wie Wales zu machen. Man unterdrücke den quälenden Drang, jetzt sofort alle Tagesreise-, Datums- und sonstigen Entfernungsangaben im bereits veröffentlichten Buch zu überprüfen, und suche eine Waleskarte mit Maßstab, den man sogleich klaue und in die Photoshopkarte klebe. Man richte ein Raster ein, bei dem 24 Pixel in 105 % Ansicht a) der 100-km-Leiste und b) meinem gammeligen alten Plastiklineal entsprechen.
Dann mache man sich auf die Suche nach einem Onlinetool zum Entfernungsrechnen, welches man nach einigen Irrwegen („Maps Labs“??) bereits in Google Maps eingebettet finde.
Aha, von Aberystwyth bis Builth Wells sind es per Luftlinie  53,45 km und auf der Straße 66,61 km, sehr interessant. Aber wie weit ist es nun von Arithia bis Cai Sharolyon?
Man suche nun eine Möglichkeit, die eigene Karte in Google Maps zu übertragen. Nein, „einbetten“ sagt mir bloß, wie ich meine Adresse in Google Maps angeben und die Karte in meine HP einbauen kann. Hoc non erat in votis.
Mein Plastiklineal verrät mir, dass es von Arithia nach Cai Sharolyon 26 cm Luftlinie sind. Wenn ich das mit geschickt angepasstem Maßstab umrechne, sind es knapp 260 km Luftlinie. ABER da sind ja noch Berge, ein Fluss und noch mehr Berge dazwischen, und da mein Herzog keinen Drachen besitzt und deshalb auf einem Pferd reiten muss, ist die Strecke a) gewundener und b) länger.
Wie schnell fliegt eigentlich ein Drache? Und müsste die ryondrisch benannte Festung da oben im anturischen Norden nicht eigentlich einen anturischen Namen haben? Schnell mal den Fantasy Names Generator anwerfen und überlegen, was „Festung“ auf anturisch heißt und von welchem Wortstamm es kommt und…
HALT KARTE
Oh. Ok.
Also wie schnell kommt eine Gruppe von Reitern im Winter vorwärts?
Von reitender Schwester bzw. reitenden Freundinnen bzw. immer denselben Fragen im Weltenbastlerforum weiß ich, dass man zu Fuß pro Tag (bei normalem Wetter) ungefähr 25 km schafft, per Pferd 40-60, mit einem Heer 18-20. Im Winter kann man das vermutlich halbieren.
Ok, sagen wir, es sind *handwedel* 290 km.
Und mein Herzog hat kein Heer, hat es nicht sonderlich eilig, will aber auch nicht länger als unbedingt nötig im Schnee unterwegs sein. Fragen, warum er überhaupt mitten im Winter in der Gegend herumreitet, ignoriere ich jetzt m… warum mietet er sich eigentlich nicht einfach einen Drachen, da es doch eine wichtige diplomatische Mission ist?
ARGH.
Ok, er nimmt einen Drachen. Aber ich will trotzdem wissen, wie lange er mit dem Pferd brauchen würde, BECAUSE REASONS.
Mist, da steht ja noch immer der alte Name auf der Karte… *mal* *pinsel*
Sagen wir also, eine Tagesreise per Pferd sind etwa 45 km. 30 bei Schnee, Eis, Schneesturm, Hagel, Verwehungen, Achsenbruch am Vorratskarren, gebrochenen Pferdebeinen und Ersatzbeschaffung, Erfrierungen, verschütteten Straßen, Bergrutschen und sonstigen Katastrophen.
Er braucht also rund neun Tage für die Hinreise, vier Tage für die diplomatische Mission und neun Tage für die Rückreise.
WIR UNTERBRECHEN DIESE völlig handgewedelte „Rechnung“ mit ein paar Fakten. Heike sagt:
„Eine Tagesreise per Pferd sind eta 45 km. 30 bei Schnee, Eis, Schneesturm, Hagel, Verwehungen, Achsenbruch am Vorratskarren, gebrochenen Pferdebeinen und Ersatzbeschaffung, Erfrierungen, verschütteten Straßen, Bergrutschen und sonstigen Katastrophen.“
Ich würde sagen, max. 20 km.

In hügeligem bis bergigem Gelände rechnet man noch den Faktor Wegstrecke x 1,7, wenn Du also 20 echte Kilometer auf der Karte gemessene Kilometer hast entspricht das 34 km in Real. Da ich annehme dass die anturischen oder ryondrischen Wege etwas schlechter in Schuss sind als unsere kannst du aber locker x 2 rechnen… die man auch nicht im Dauergalopp zurücklegt. Im Grunde kann man wohl eine Reisegeschwindigkeit von 6,5 km/h annehmen, das ist gut als mittlere Geschwindigkeit durchzuhalten

Yay.
Ich glaube, meine Daten im veröffentlichten Buch stimmen nicht.
Yay.
Neue Rechnung.
290 km, davon 80 km unwegsam und verschneit, also ungefähr 370 km. Bei 20 km am Tag schafft man die Strecke also in 18 Tagen, nicht in neun. Das verdoppelt die gesamte Reisezeit auf einen Monat (meine Monate haben 36 Tage). So passt es mir aber auch viel besser in den Kram. Glaube ich. 🙂
Ok. Wie schnell fliegt ein durchschnittlicher Drache?
Mal auf YouTube Vergleiche sammeln. Aha, Pferd, hm, ok, Galopp übers Feld, 72 km, Danedream, aha, oh, Totilas, hm… äh, wie komme ich jetzt bitte auf die Website von Totilas?
Ok, ein Drache ist größer und schneller als ein Pferd und interessiert sich nicht für Gelände oder Eis. Da das Internet alles weiß oder doch wenigstens alles mal gefragt hat, bringt mich die Frage „wie schnell fliegt ein Drache“ auf die Website scienceblogs.de, nach der ich beschließe, dass 100 km/h ziemlich gut klingt.
Und vielleicht sehen meine Drachen aus wie Quetzalcoatl…usse? Eigentlich ja nicht, aber Flugsaurier sind schon extrem cool. Und wenn ich… nein, meine Drachen sind fette, gasgefüllte, nicht besonders aerodynamische Reptilien und haben ganz andere Flügel, also sind sie langsamer, also *handwedel* 80km/h, mit zusätzlichen Gewicht 70 km/h. So. Dieses Tempo halten sie aber ein paar Stunden durch.
Und das heißt, dass mein Herzog auf einem Drachen mit zusätzlicher Drachenreiterin die 260 km Luftlinie innerhalb von knapp vier Stunden schaffen kann. Sechs, weil er zwischendurch auch mal Pause machen muss.
Man wäre also schön blöd, sich 36 Tage lang durch Schnee und Eis und Berge zu quälen, wenn man es auch locker in zwei Tagen schaffen kann.
Juhu, jetzt bin ich viel schlauer. Und muss ALLE Zeiten nochmal überprüfen.
Recherche ist toll. ^^

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RZ als gedrucktes Buch in zwei Versionen

RZ als gedrucktes Buch in zwei Versionen

Nachdem mir Petra Rudolf ein tolles neues Titelbild für das RZ-Ebook gemalt hat, überlege ich, es auch als Cover für das gedruckte Buch anzubieten. Möchte es jemand haben? Wenn ich genug Vorbestellungen bekomme (mindestens fünf), mache ich es.

Das hier ist meine Version:

RZ 1 Druckcover
RZ 1 Druckcover

und das hier Petras:

RZ1 Cover von Petra Rudolf (Rilyn)

 

 

 

 

 

 

 

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