Die Elementmagie ist die am weitesten verbreitete Art der Magie auf Araun, und es heißt, daß sie die Lebenskraft der Weltgöttin Raunawé (Aruna, Runa, Runia) selber ist. Entsprechend vermischt sich in den meisten Ländern Magie mit Religion. Die Landmagie teilt sich in die vier Hauptelemente Wasser, Luft, Stein und Feuer auf. Weitere Elemente sind je nach Land umstritten, diese vier jedoch sind überall fest verankert. Wirksam wird die Magie durch Beeinflussung der Geister, die in allen Elementen enthalten sind.
Geist- oder Personenmagie
Der Name Geistmagie leitet sich davon ab, dass diese Magie den Geist beeinflusst. Täuschung, Manipulation, Illusion, auch Kontrolle oder Zerstörung eines fremden Bewusstseins sind damit möglich. In den nördlichen Ländern von Alteande und in Irianar verlagert sich die Magie aus den Elementgeistern in Irianari (Forschung), Menschen (Zerstörung), Zwerge (Veränderung) und Elfen (Wachstum), wird jedoch auch gleichzeitig seltener. Die Zauberer von Perny widmen sich der Erforschung der Mächte des Todes.
Schamanismus, Geisterbeschwörung, Rituale, Namensmagie
Jenseits der Mauer liegt ein ödes, unwirtliches und kaltes Land, das allmählich ins ewige Eis der Pole übergeht. Vereinzelt leben hier Nomaden, die über Schamanen mit Geistern in Verbindung stehen. Diese Geister leben in der Luft, in jedem Stein oder Grashalm, in jedem Strauch und jedem Tier. Darüber hinaus behaupten die Schamanen, daß sich auch einige mindere Götter hierhin geflüchtet haben, nachdem sie von den Dämonen vertrieben wurden. Beim Überqueren der Mauer verloren sie einen Großteil ihrer Kräfte und kamen als verkrüppelte, halb wahnsinnige Geister in den Polarländern an, wo sie nun heimatlos im Wind treiben. Die Schamanen bringen ihnen Opfer, um sie zu versöhnen und milde zu stimmen.
Mit der einfachen Beschwörung werden Geister gerufen, aber es steht ihnen frei, ob sie kommen wollen oder nicht. Durch Rituale können sie herbeigezwungen werden, aber dann besteht die Gefahr, daß sie äußerst wütend und rachsüchtig sind und versuchen, den Schamanen zu töten. Die mächtigste Magie ist, den Geist bei seinem wahren Namen zu rufen; dadurch kann man ihn bannen oder sogar zerstören. Mancher Schamane verbringt sein ganzes Leben mit der Suche nach einem einzigen Namen. Wir vermuten, daß die Namen aus der Alten Sprache stammen und deshalb soviel Macht besitzen.
Die Alte Sprache des Erschaffens
Das ist die Sprache, die von den Göttern bei der Erschaffung der Welt gesprochen wurde. In den vier Kaiserstädten von Quirun wurde sie jahrtausendelang von den Menschen bewahrt, doch das alte Wissen ging bei der Zerstörung der Städte verloren. Nur wenige Gelehrte konnten sich retten. Überreste und Bruchstücke der Alten Sprache haben sich an einigen Orten in Quirun erhalten, und die Irianari hüten jedes Wort, das sie finden können, wie einen kostbaren Schatz.
Ich beherrsche ein paar Worte der Alten Sprache. Sie wirken auch, und deshalb halte ich mich bei der Benutzung weitgehend zurück. Man kann aber davon ausgehen, daß die Wirksamkeit erheblich geringer ist, wenn Menschen die Alte Sprache benutzen, und bei Leuten, die überhaupt keine magische Begabung besitzen, bewirken die Worte gar nichts.
Dämonenmagie
Durch Gorodhûn ist Dämonenmagie (oder etwas, das so genannt wird) nach Araun gekommen. Zusätzlich zu den physischen Umwälzungen und Naturkatastrophen wirkt diese Dämonenmagie als starker Störfaktor, der sich hier und da auf Araun festgesetzt hat und die Gegend in Chaos stürzt. Ein paar Auswirkungen davon sind in den Länderbeschreibungen zu finden.
Gorodhûn ist deshalb so gefährlich, weil es fremd ist und sich der Macht der Alten Sprache entzieht. Dadurch haben die Götter dieser Bedrohung nicht viel entgegenzusetzen.
Die Mauer
Die Mauer ist ein Bereich rings um die Landmassen der Pole, wo keine Magie funktioniert, ganz gleich, welcher Art oder wie mächtig sie ist. Wesen aus reiner Magie können diesen Bereich nicht durchqueren, Zaubersprüche, (Bann-)Flüche und Verwandlungen verlieren ihre Wirkung. In der bekannten Welt durchquert die Mauer die Dracheninseln nördlich von Irianar. Nördlich der Dracheninseln liegt festes Land, in dem sich einige Flüchtlinge niedergelassen haben, deren Leben in der übrigen Welt durch Flüche bedroht oder zur Qual geworden war. Sie reagieren schon auf den bloßen Versuch, Magie zu wirken, außerordentlich gewalttätig.
Auch die ryondrischen und anturischen Flüchtlinge aus Taishon (dem heutigen Ring) lebten ursprünglich innerhalb der Mauer, so daß ihnen Magie gänzlich unvertraut war und ihnen Angst einjagte, als sie sie bei ihrer Landung in Kardath antrafen. Sie gingen sofort mit größter Brutalität dagegen vor und rotteten die magischen Völker (kiddûn) sowie die kardischen Ureinwohner fast völlig aus. Erst König Elgerion machte der Verfolgung ein Ende, indem er die kiddûn unter die Erde verbannte, doch in den folgenden Jahrhunderten wurden diese Wesen durch die Priesterschaft der Neun Tore dämonisiert, so daß die Angst vor ihnen sich nur noch steigerte.
Die Mauer ist keine sichtbare Grenze. Tiere und magische Wesen können ihre Nähe spüren und empfinden dieses Gefühl als unangenehm. Wesen aus reiner Magie können sich nicht näher als etwa 100 m heranwagen, ohne Schmerzen zu fühlen (vergleichbar brennenden Nervenschmerzen am ganzen Körper). Bringt man ein rein magisches Wesen mit Gewalt näher heran, leidet es schreckliche Qualen und löst sich endlich (zwischen 50 und 30 m vor Beginn der Mauer) in Nebel oder Rauch auf. Nichtmagische Wesen, zB die meisten Menschen, können die Grenze überqueren, ohne etwas zu merken.
Magiebegabte Menschen empfinden es als unangenehm, sich der Mauer zu nähern oder den magielosen Bereich zu betreten. Sie fühlen sich ungefähr wie bei einer starken Grippe – benommen, können nicht klar denken, die Gedanken fühlen sich an wie in Watte verpackt, und man kommt nicht richtig dran.
Wir Irianari haben ein Problem mit der Mauer. Die Jüngeren kommen hindurch, aber nur auf Kosten unserer Kraft und Gesundheit. Für die Älteren, die sich schon von ihren Körpern zu lösen beginnen, ist es unmöglich, lebend hindurchzugelangen. Daher sind auch Forschungen für uns extrem schwierig.
Und jetzt das Kleingedruckte. Daß die Forschung nur „extrem schwierig“, aber nicht „unmöglich“ ist, hat uns Irianari ja noch nie am Forschen gehindert. Daher wurde vor rund tausend Jahren eine Neugeborene in der Obhut einiger Menschen in ein Boot gesetzt und nach Norden geschickt. Versehen mit unzähligen Schriften und Anweisungen, sollte sie die Mauer durchqueren und irgendwo dort oben an der Küste aufwachsen und forschen. Dabei nahm man billigend in Kauf, daß diese Neugeborene für ihre gesamte Lebensdauer von ihrem Volk getrennt sein würde (was für uns eigentlich eine Todesstrafe ist), da mit zunehmendem Alter die Mauer auch für sie zu einer tödlichen Falle wurde.
Unnötig zu erwähnen, daß das Experiment scheiterte. Niemand hat je erfahren, was aus der Neugeborenen und ihren menschlichen Dienern im Land Jenseits geworden ist. Ihr Name war übrigens Maethas Kir Moshathan, und dieses Experiment ist der Grund, warum die Familie Moshathan sich nach Nejeyu zurückgezogen und den Kontakt zu uns anderen abgebrochen hat. Gerüchten zufolge schicken die Moshathan immer wieder menschliche Boten durch die Mauer, die nach Maethas suchen sollen. Zurückgekommen ist bisher niemand.